Wie Nudges Ihr Kind dazu verleiten, das Smartphone zu nutzen

Jugendliche Alltagswelten sind Medienwelten

Wirft man einen Blick in die Kinderzimmer, auf den Schulhof oder auf den Spielplatz, ist häufig ein bestimmtes Gerät mit dabei: das Smartphone. Der Alltag vieler Kinder und Jugendliche wird nicht nur im „realen“ Leben ausgetragen. Stattdessen findet ein großer Teil der Lebenswelt in digitalen Spielen, Messengern, sozialen Medien beziehungsweise im Internet an sich statt. Doch nicht nur Kinder und Jugendliche wirken manchmal wie gefesselt von digitalen Geräten. Auch viele Erwachsene nutzen Smartphones und Co. tagtäglich.

Warum ist das Smartphone so ein großer Teil des Alltages geworden?

Die Frage lässt sich einfach erklären: Das Smartphone ist ein Werkzeug, das viele unserer Wünsche und Bedürfnisse erfüllen kann. Kommunikation, Unterhaltung, die Suche nach Informationen sowie die Selbstdarstellung und Identifikationssuche: Das alles ist durch digitale Medien möglich.

Doch nicht nur der Nutzen allein führt zur (intensiven) Nutzung digitaler Medien. Auch sogenannte „Nudges“ – kleine Anstupser – bringen sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene dazu, Apps zu öffnen oder viel Zeit in ihnen zu verbringen.

Welche Nudges gibt es?

Es gibt Nudges, die zunächst zum Öffnen der App motivieren sollen. Beispiele sind:

  • Signalton oder Vibration: Durch einen bestimmten Signalton oder den Vibrationsalarm wird signalisiert: Hier passiert gerade etwas am Handy.
  • Push-Benachrichtigungen: Das sind die kleinen, kurzen Benachrichtigungen, die oben am Handybildschirm erscheinen und anzeigen, dass in einer App gerade etwas passiert ist. Neue Nachricht, neues Like oder neue Energie in einem Spiel. Hier können täglich unzählige Benachrichtigungen eintrudeln.
  • Rote Markierungen an oder in den Apps: Rot signalisiert dem Gehirn: Achtung, hier passiert etwas Wichtiges. Appentwickler*innen nutzen daher gerne diese Farbe, um durch einen Punkt oder eine Zahl zu zeigen, dass es hier etwas Neues gibt.
  • Inhalte mit Zeitbegrenzung: Dieser Trick wird in immer mehr Apps benutzt. Es handelt sich dabei um Inhalte, die nach einer bestimmten Zeit automatisch verschwinden, wie zum Beispiel der Status bei WhatsApp oder die Story bei Instagram. Werden diese Inhalte nicht innerhalb von 24 Stunden angesehen, verschwinden sie.
  • Tägliche Belohnungen: Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten Flammen bei Snapchat. Tauscht man täglich Nachrichten, sogenannte Snaps, mit anderen aus, können Flammen gesammelt werden. Vergehen jedoch 24 Stunden ohne einen Snap, werden alle gesammelten Flammen gelöscht. Viele Jugendliche sehen in den gesammelten Flammen eine Art Trophäe oder Freundschaftsbeweis, nach dem Motto: „Wir sind uns so wichtig, dass wir bereits 100 Flammen gesammelt haben“, also seit 100 Tagen täglich miteinander kommunizieren. Auch bei Handyspielen gibt es tägliche Belohnungen in Form von Glücksrädern, die für Vorteile, Energie oder Goodies in den Spielen genutzt werden können.

Neben den Nudges sollen folgende Funktionen zu einer intensiven Nutzung führen:

  • Algorithmus: Der Algorithmus einer App analysiert genau, welche Videos den Nutzenden gefallen, welche Inhalte sie kommentieren und weiterleiten und auch, wie lange sie sich beispielsweise ein Video auf TikTok ansehen. Anhand dieser Informationen kann die App die Interessen der Nutzenden einschätzen und den Feed genau auf deren Wünsche und Vorlieben anpassen.
  • Infinity-Scrolling: Diese Funktion in Apps ermöglicht es, scheinbar unendlich zu scrollen. Plattformen wie Instagram oder TikTok haben kein natürliches Ende, denn es werden immer neue Inhalte angezeigt.
  • Autoplay-Funktion: Diese Funktion ist auf Plattformen wie YouTube und Netflix verfügbar. Sie bewirkt, dass nach dem Ende eines Videos oder einer Serienfolge automatisch der nächste Inhalt startet. Diese Funktion kann zu Binge-Watching verleiten. Mehr zu diesem Thema können sie in diesem Artikel von Handysektor nachlesen.

Das können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind unternehmen, um die Nudges einzuschränken:

Es ist wichtig, sich der Tatsache bewusst zu sein, dass bestimmte Funktionen zu einer längeren Nutzung verleiten können. Erklären Sie daher Ihrem Kind, was es mit den Nudges auf sich hat. Gemeinsam können Sie dann überlegen, welche dieser Funktionen bei Ihnen selbst und auch bei Ihrem Kind eine besondere Wirkung zeigen.

Überlegen Sie als nächstes, wie Sie gemeinsam gegen die Versuchung durch Nudges vorgehen können. Besprechen Sie beispielsweise ob geregelte Mediennutzungszeiten helfen könnten. Insbesondere während der Hausaufgaben oder beim gemeinsamen Abendessen kann es hilfreich sein, eine smartphonefreie Zone einzurichten.

Doch auch in den Einstellungen des Smartphones lassen sich viele Möglichkeiten nutzen, um unerwünschte Nudges zu deaktivieren. Beispielsweise können Nutzungslimits für verschiedene Apps festgelegt werden. Ebenso lassen sich Push-Benachrichtigungen oder die Autoplay-Funktion bei YouTube und anderen Streamingdiensten ausschalten.

Mehr Tipps dazu, wie Sie und Ihr Kind mehr Kontrolle über die eigene Mediennutzung erhalten können, finden Sie auch in diesem Video von Handysektor.

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Laura Blumenthal

Laura Blumenthal ist Absolventin des Master-Studiengangs „Kinder- und Jugendmedien“ der Universität Erfurt, in dem sie sich insbesondere mit den Themen „Digitale Meinungsbildung“ und „Social Media“ auseinandergesetzt hat. Zudem hat sie während ihrer medienpädagogischen Tätigkeiten schon mit verschiedenen Zielgruppen zusammengearbeitet, so dass sie die jeweiligen Bedürfnisse, welche an Medien gestellt werden, gut nachvollziehen kann.

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