Wenn Eltern heimlich aufs Handy schauen – was Spionage-Apps wirklich bedeuten

Einige Eltern nutzen Spionage-Apps, um ihre Kinder zu überwachen, oft aus Sorge um deren Sicherheit. Doch diese Kontrolle kann das Vertrauen zerstören und die Privatsphäre verletzen. Wie du als Elternteil den Wunsch nach Schutz mit dem Recht auf Privatsphäre deines Kindes vereinen kannst, erklären wir hier. Wir zeigen, was Spionage-Apps sind und wie du deine Kinder sicher begleiten kannst, ohne ihre Rechte zu missachten.

Was sind Spionage-Apps eigentlich?

Spionage-Apps, oft auch Stalkerware genannt, sind Programme, die heimlich auf einem Smartphone laufen und persönliche Daten ausspionieren. Sie können zum Beispiel:

  • Nachrichten mitlesen,
  • Standorte in Echtzeit verfolgen (per GPS-Tracking),
  • Anrufe und Chats aufzeichnen,
  • sehen, welche Webseiten besucht werden,
  • die Kamera oder das Mikrofon unbemerkt einschalten. 

Auch GPS-Tracker und scheinbar harmlose Ortungsdienste zählen in bestimmten Fällen dazu – besonders dann, wenn sie ohne Zustimmung oder Wissen der betroffenen Person eingesetzt werden.

Warum sind solche Apps ein Problem?

Viele Eltern meinen es gut, wenn sie solche Apps nutzen: Sie wollen wissen, wo ihre Kinder sind, ob sie sicher nach Hause kommen oder ob sie in Schwierigkeiten stecken. Doch die Wahrheit ist: Spionage vermittelt eine trügerische Sicherheit. 

  • Es entsteht schnell ein Verhältnis aus Kontrolle statt Vertrauen.
  • Kinder fühlen sich beobachtet und nicht ernst genommen.
  • Wer weiß, dass jede Nachricht mitgelesen werden könnte, verändert sein Verhalten – oft unbewusst.
  • Spionage kann das Vertrauen dauerhaft beschädigen – und lässt sich nicht durch gute Absichten rechtfertigen. 

Hat mein Kind ein Recht auf Datenschutz?

Ja, auch Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Privatsphäre und Datenschutz – das steht sogar im Gesetz: Artikel 8 der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) besagt, dass auch Minderjährige beim Umgang mit ihren Daten mitreden dürfen. Außerdem schützt das Grundgesetz (Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1) das Recht auf freie Entfaltung und persönliche Würde – dazu gehört auch digitale Selbstbestimmung.

Natürlich haben Eltern eine Fürsorgepflicht. Aber: Kontrolle darf nicht grenzenlos sein. 

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Was kann ich als Elternteil (stattdessen) tun?

Vertrauen ist die bessere Wahl – und Kommunikation das wichtigste Werkzeug. Statt heimlicher Überwachung helfen:

  • Offene Gespräche über Ängste, Sorgen und Erwartungen.
  • Gemeinsame Regeln zur Handynutzung, die für alle verständlich und fair sind.
  • Jugendschutzfunktionen, die sichtbar und transparent eingestellt werden.
  • Begleitende Apps, die Kindern zeigen, wie sie sicher im Netz unterwegs sind – ohne sie auszuspionieren.

Beispiele für solche Apps sind:

  • Google Family Link: Eltern können Bildschirmzeiten einstellen, den Standort transparent einsehen und App-Downloads verwalten – alles offen und nachvollziehbar.
  • Salfeld Kindersicherung: Diese App erlaubt es, Zeitlimits zu setzen und Webinhalte zu filtern, ohne heimlich zu überwachen.
  • Kindersicherungen bei Smartwatches, z. B. bei der Samsung Galaxy Watch 5, lassen sich ebenfalls kindgerecht konfigurieren – mit Fokus auf Sicherheit, nicht Kontrolle.

Eine gute Übersicht über solche Funktionen und Anleitungen bietet die Website medien-kindersicher.de, zum Beispiel zum Thema Kindersicherung für Smartwatches.

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Ann-Kathrin Engelke

Ann-Kathrin Engelke hat Kultur- und Medienbildung im Bachelor studiert und sich dabei intensiv mit digitalen Spielen im pädagogischen Kontext beschäftigt. Sie möchte auf die Potenziale digitaler Spiele aufmerksam machen und gängige Vorurteile abbauen. Zudem ist ihr eine bessere Kommunikation mit und über Medien – auch im Dialog zwischen den Generationen wichtig.

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