Welches Elternteil hat sich nicht schon mal darüber geärgert, was das eigene Kind auf Social Media teilt oder wie lange es online ist? Die meisten Eltern sind unzufrieden mit der Mediennutzung Ihres Kindes und versuchen zu intervenieren. Nicht selten stoßen Eltern hier auf das Unverständnis der Kinder.
Welche Methoden können Eltern anwenden, um die eigenen Interessen sowie die der Kinder möglichst miteinander zu vereinbaren?
- Vorbildfunktion: Wenn wir mal ehrlich sind: Auch Erwachsene verbringen viel Zeit im Internet. Die Interessen können zwar variieren, das eigene Medienverhalten unterscheidet sich jedoch meist nicht so stark von dem der Kinder. Deswegen: Leben Sie ihnen einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien vor. Reflektieren Sie hierzu Ihr eigenes Medienverhalten und überlegen Sie, was Sie von Ihren Kindern erwarten (können).
- Gespräche und Regeln: Bevor Sie Regeln festlegen, überlegen Sie sich vorher was Ihre Erwartungen und Wünsche sind. Sind Sie sich darüber im Klaren, wann und in welchem Umfang in Ihrer Familie digitale Medien zum Einsatz kommen sollen? Vermitteln Sie Ihrem Kind transparent die Gründe und die daraus folgenden Regeln. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Kind über die Risiken aber auch Vorteile von TikTok, Snapchat, YouTube, etc.
- Medienbildung: Indem Sie die Gefahren und Vorteile der genutzten Angebote ansprechen, ermutigen Sie Ihr Kind sowohl das genutzte Medium als auch das eigene Nutzungsverhalten kritisch zu reflektieren. Aber auch Sie können viel von Ihrem Kind lernen. Sprechen Sie gemeinsam über die Inhalte, die Ihr Kind online sieht. Geben Sie zudem Ihrem Kind Raum auch eigene Bedenken zu äußern.
- Monitoring und (Zeit)-Limits: Es kann selbstverständlich schwierig sein, die Zeit zu finden, um die oben genannten Punkte (regelmäßig) zu berücksichtigen. Um dennoch zu überprüfen, welche Medien Ihr Kind nutzt, gibt es je nach Betriebssystem Jugendschutzeinstellungen, die Sie vornehmen können.
Auf Android Geräten lässt sich beispielsweise der Elternkontrollservice „Google Family Link“installieren. Sie können somit unabhängig von Ort und Zeit die Online-Aktivitäten Ihres Kindes überprüfen und – wenn nötig – Zeitlimits setzen. So stellen Sie sicher, dass Ihr Kind Zeit für andere (offline) Aktivitäten hat.
Auch hier ist es allerdings wichtig mit Ihrem Kind über das Nutzungsverhalten zu sprechen und nicht willkürlich Limits zu setzen. Die Kinder sollen verstehen, wann sie eine App zu lange benutzen und welche Limits hier sinnvoll sind.
Achtung: Monitoring hat auch Nachteile
Wenn Ihr Kind mit den Gefahren des Internets gar nicht erst in Berührung kommt – was zunächst ja eigentlich etwas Positives ist – verlässt es sich darauf, dass es geschützt ist. Der eigene kritische und reflexive Umgang mit gewissen Medieninhalten wird somit nicht geschult. Indem Eltern hier als „Gatekeeper“ fungieren, tendieren Kinder eher dazu, sich mit dem Thema selbst gar nicht auseinanderzusetzen. Darüber hinaus lernt das Kind schlecht, sich selbst Grenzen zu setzen.
Ein zu hoher Grad an Monitoring und Restriktionen kann dazu führen, dass die Medienkompetenz der Kinder darunter leidet. Und wenn es irgendwann beendet wird, sehen sich die Kinder dann mit einer Fülle an unbekannten Inhalten und Möglichkeiten konfrontiert. Geben Sie Ihrem Kind also nach und nach gewisse Freiräume.
Um die Entwicklung der Medienkompetenz Ihres Kindes nicht einzuschränken, kann gemeinsam mit der Gatekeeper-Strategie die „Scaffolder-Mediationsstrategie“ eingesetzt werden. Zusammengefasst fallen darunter die oben genannten Methoden – ausgenommen das Setzen von Limits bzw. Restriktionen.
Bevor Sie selbstständig entscheiden, welche Apps auf dem Smartphone Ihrer Kinder eingeschränkt werden, empfiehlt es sich bei dieser Methode gemeinsam die Entscheidung zu treffen. Sie können zwar immer noch die Mediennutzung überprüfen, schränken aber nicht die Nutzungszeit, Inhalte oder komplette Apps ein. Stattdessen klären Sie Ihr Kind darüber auf, wofür eine App genutzt werden kann und weshalb beispielsweise Adblocker oder die Drittanbietersperre aktiviert werden sollten.
Gatekeeper Strategie
Pro:
Contra:
- Ort- und zeitunabhängige Kontrolle über die Mediennutzung Ihres Kindes
- Inhalte altersgerecht freigeben
- Sicherstellen, dass die Mediennutzung nicht Freizeitaktivitäten verhindert
- Kinder fühlen sich in Ihrer Freiheit eingeschränkt
- Soziale Kontakte können beeinträchtigt werden, wenn Ihr Kind nicht dieselben Seiten aufrufen kann, wie Gleichaltrige
- Entwicklung der Medienkompetenz wird gehemmt
Scaffolder Strategie
Pro:
Contra:
- Medienkompetenz wird gefördert
- Eltern haben einen Überblick über die Mediennutzung des Kindes
- Kinder lernen sich selbst (zeitliche) Grenzen zu geben
- Kinder lernen selbst Entscheidungen zu treffen
- Sie stärken die Beziehung zu Ihrem Kind
- Zeit und Geduld für das eigene Kind mitzubringen, ist nicht allen Eltern in allen Situationen möglich
- Trotz gemeinsam aufgestellter Regeln können Kinder ungefiltert auf Medieninhalte zugreifen (z.B.: Werbung, Gewalt, Pornografie)
- Kind verbringt vielleicht mehr Zeit im Internet, als eigentlich vereinbart wurde
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?
Versuchen Sie die beiden Mediationsstrategien im Einklang miteinander zu bringen. Früher oder später wird Ihr Kind ohne Restriktionen dem Internet gegenüberstehen. Je früher Sie Ihr Kind bei der Entwicklung der Medienkompetenz unterstützen, desto besser kann Ihr Kind die Inhalte verstehen und einordnen.