Wann Binge-Watching gefährlich werden kann

Nur noch ein Folge – es ist gerade so spannend! Wer kennt es nicht? Auf Netflix, Disney+, Amazon Video und Co. finden sich so viele Serien, die man am liebsten an einem Tag „durchsuchten“ möchte. Und durch bestimmte Funktionen, wie das automatische Abspielen der nächsten Folge, wird uns dieses Verhalten auch noch vereinfacht. Hierdurch entsteht immer häufiger eins: Das Binge-Watching.

Was genau ist eigentlich Binge-Watching?

Der Begriff Binge-Watching leitet sich von dem englischen Ausdruck „to binge“ ab. Das bedeutet so viel wie „verschlingen“. Übertragen ins Deutsche kann man Binge Watching daher als „exzessives Schauen“ beschreiben. In der Regel wird damit vor allem das stundenlange Ansehen einer Serie gemeint.

Binge-Watching ist vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt

Jugendliche und junge Erwachsene sehen immer weniger klassisches Fernsehen und greifen stattdessen auf Streaming Anbieter oder Videoportale zurück. Dadurch sind sie nicht mehr an die Sendezeiten gebunden, sondern können sich Serien, Filme und Sendungen jederzeit online angucken. Laut der JIM Studie 2021 sieht im Schnitt jeder Zweite Jugendliche zwischen 12-19 Jahren täglich oder mehrmals pro Woche Inhalte bei Netflix und YouTube an.

Was fördert das Binge Watching?

Viele Streaming Anbieter stellen ihre Serien nicht Folge für Folge online, sondern bieten häufig direkt eine ganze Staffel an. Dadurch ist es möglich, sich eine Staffel an nur einem oder an wenigen Tagen komplett anzusehen. Durch die Autoplay-Funktion, also wenn nach dem Beenden einer Folge direkt die nächste startet, und spannenden Szenen am Ende einer Folge werden die Zuschauer:innen dazu verleitet sich direkt noch eine Folge anzusehen. Außerdem werten viele Plattformen die Nutzerdaten ihrer Kund:innen aus, um diesen dann gezielte Vorschläge für weitere Serien zu machen. Dadurch können Sie oder ihre Kinder ganz einfach neue Serien finden.

Wann kann es gefährlich werden?

Ab und an mal eine neue Lieblingsserie am Stück zu schauen, ist nicht problematisch. Wenn Binge-Watching aber zur täglichen Routine wird, andere Hobbies oder Verpflichtungen vernachlässigt werden und man das Gefühl hat, sein Nutzungsverhalten nicht mehr im Griff zu haben, sollte man vorsichtig sein! Wenn Serien regelmäßig bis tief in die Nacht gesehen werden, führt das zu Schlafmangel und kann schlechte Auswirkungen auf die Leistung in der Schule oder im Beruf haben. Manchmal kann es auch sein, dass Binge-Watching verwendet wird, um sich von Problemen im echten Leben abzulenken.

Bei übermäßiger Nutzung: Was ist zu tun?

Wenn Sie das Gefühl haben, dass ihre eigene Seriennutzung ein extremes Ausmaß annimmt, könnten Sie damit beginnen Ihre Nutzungszeiten und -angewohnheiten genau zu dokumentieren und zu reflektieren. Findet das Binge-Watching nur phasenweise statt? Wie geht es Ihnen während und nach der Mediennutzung? Wann und wie lange genau schauen Sie? Versuchen Sie, Regeln für das Fernsehen aufzustellen. Sie können zum Beispiel vorab festlegen, wie viele Folgen bzw. wie viele Minuten oder Stunden Sie schauen wollen. Zudem sollten Sie darauf achten, wichtige Aufgaben vor der Mediennutzung zu erledigen, um das Binge-Watching nicht als Verdrängungsmethode für Unangenehmes zu verwenden. Auch Nudges, wie die Autoplay-Funktion, können ausgestellt werden, um der Versuchung der nächsten Folge besser widerstehen zu können. Wenn das alles nichts bringt, sollten Sie sich an eine Vertrauensperson oder eine Beratungsstelle wenden. Die 5 besten Tipps gegen Binge-Watching können Sie auch bei Handysektor nachlesen.

Was ist, wenn mein Kind zu viel Binge-Watching betreibt?

Bevor Sie Verbote und strenge Regeln aufstellen, suchen Sie zunächst ein vertrautes Gespräch mit Ihrem Kind. Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie sich Sorgen machen. Wie reflektiert Ihr Kind die eigene Fernsehnutzung? Was sind die Gründe dafür, dass Ihr Kind viel fernsieht? Möglicherweise steckt etwas anderes dahinter – zum Beispiel Probleme in der Schule. Vielleicht will Ihr Kind aber auch auf dem neusten Stand bleiben, um mit den Mitschüler:innen über die neusten Serien reden zu können. Nach dem Gespräch können Sie gemeinsam Regeln zur Fernsehnutzung beziehungsweise Mediennutzung im Allgemeinen aufstellen. Eine gute Hilfestellung hierfür ist der Mediennutzungsvertrag. Nutzen Sie die Gelegenheit, um auch Ihre eigene Mediennutzung zu reflektieren!

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Laura Blumenthal

Laura Blumenthal ist Absolventin des Master-Studiengangs „Kinder- und Jugendmedien“ der Universität Erfurt, in dem sie sich insbesondere mit den Themen „Digitale Meinungsbildung“ und „Social Media“ auseinandergesetzt hat. Zudem hat sie während ihrer medienpädagogischen Tätigkeiten schon mit verschiedenen Zielgruppen zusammengearbeitet, so dass sie die jeweiligen Bedürfnisse, welche an Medien gestellt werden, gut nachvollziehen kann.

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