Sexuelle Belästigung im Netz – Das solltest du über Cybergrooming wissen

Das Internet bietet viele spannende Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen und sich mit anderen auszutauschen. So weit ist das erstmal etwas Tolles – besonders, wenn aus einem Onlinekontakt irgendwann echte Freundschaften entstehen. Leider gibt es, genauso wie im echten Leben, auch im Netz nicht nur nette Personen, sondern auch einige schwarze Schafe. Beispielsweise Cybergroomer:innen! Dieser Begriff beschreibt Personen, die online gezielt versuchen, sexuelle Kontakte zu Minderjährigen aufzubauen.

Die Tricks der Cybergroomer:innen:

Die Methoden von Cybergroomer:innen sind unterschiedlich. Sie lassen sich aber grob in zwei Hauptstrategien einteilen: 

  1. Direkte und plumpe Anfragen: Manche Täter:innen gehen direkt und sehr plump vor. Sie könnten zum Beispiel einfach auffordern: „Schick mir mal ein Nacktbild von dir.“ Solche Anfragen sind zwar leicht zu erkennen, aber sie können trotzdem verunsichern. 
  2. Langsamer und intensiver Kontaktaufbau: Andere Täter:innen gehen vorsichtiger vor. Sie bauen langsam eine Beziehung auf, indem sie Komplimente machen, viel Interesse an deinem Leben zeigen und sich als guter Freund oder Freundin ausgeben. Dieser langsame Aufbau von Vertrauen macht es schwieriger, die bösen Absichten zu erkennen. Erst später werden sexuelle Gedanken geteilt, nach Bildern oder sogar nach einem Treffen gefragt. Aufgrund der intensiven Bindung, die man zu der Person aufgebaut hat, kann es sein, dass man solchen Aufforderungen eher nachgibt und sich dazu drängen lässt, den Wünschen der Täter:innen nachzukommen, auch wenn man sich selbst unwohl dabei fühlt. 

So kannst du dich schützen:

Es gibt einige Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um dich vor Cybergrooming zu schützen: 

  • Privatsphäre-Einstellungen nutzen: Stelle sicher, dass deine Profile in sozialen Netzwerken auf „privat“ gestellt sind. So kannst du kontrollieren, wer deine Beiträge sieht. Außerdem kannst du einstellen, wer dich anschreiben darf.
  • Melden und blockieren: Wenn dir jemand komisch vorkommt oder unangenehme Nachrichten schickt, zögere nicht, die Person zu blockieren und zu melden. Fast alle Plattformen bieten diese Funktionen an.

Was tun, wenn du bereits Kontakt zu Cybergroomer:innen hattest:

Dir fällt auf, dass du selbst oder jemand, den du kennst, Kontakt zu Cybergroomer:innen hat oder hatte? Dann ist es wichtig, sofort zu handeln – auch wenn der Kontakt schon länger zurückliegt:

  • Der Kontakt besteht noch? Brich den Kontakt ab, wenn du merkst, dass das Online-Gespräch in eine komische Richtung abdriftet und du dich bedrängt fühlst. Sichere die Chats als Beweis, indem du beispielsweise Screenshots machst. Das ist besonders wichtig, wenn im Chat selbstlöschende Nachrichten genutzt werden, denn diese Beweise braucht die Polizei, um die Person zu fassen. Hast du die Beweise gesichert? Jetzt kannst du die Person melden und blockieren. 
  • Sprich mit einer Vertrauensperson: Auch wenn es unangenehm ist, wende dich an eine Person, der du vertraust. Das kann ein Elternteil, eine Lehrkraft oder auch ein Freund oder eine Freundin sein. Am besten sprichst du jedoch mit einer erwachsenen Bezugsperson. 
  • Melde den Vorfall: Melde den Vorfall unbedingt bei der Polizei. Häufig kommt es vor, dass die Täter:innen die Betroffenen später mit Chatauszügen oder Bildern erpressen wollen. Zudem hilfst du auch anderen möglichen Betroffenen! Denn Cybergrommer:innen suchen sich in der Regel nicht nur ein Opfer aus, sondern versuchen, möglichst viele Minderjährige zu kontaktieren. Die Meldung kannst du entweder auf der Onlinewache der Polizei vornehmen oder du kannst eine Anzeige über die Plattform ZEBRA erstellen. 

Wenn du mehr zum Thema Cybergrooming erfahren möchtest, empfehlen wir dir dieses Handysektor-Interview mit Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger von der Hochschule der Polizei in Brandenburg.

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Florian Beutenmüller

Florian Beutenmüller ist Geschäftsführer der mecodia Akademie und Digitalagentur. Als studierter Medieninformatiker beschäftigt er sich an der Schnittstelle zwischen Technologie und Nutzern mit den informationstechnischen und medienwissenschaftlichen Aspekten der Mediennutzung und digitalen Kommunikation.

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