Klassenchat – zwischen Teilhabe und Stress

In vielen Klassen gibt es sie: Klassenchats. Häufig wird eine Gruppe in WhatsApp erstellt, um die Klassengemeinschaft zu stärlen. Leider kommt es in vielen Klassen früher oder später zu Streitigkeiten, die später zu Mobbing werden. Was Eltern und Schüler*innen über Klassenchats wissen sollten: Chancen, Risiken & praktische Tipps für den digitalen Schulalltag.

WhatsApp-Klassenchat: Was Eltern wissen sollten

Viele Schüler*innen erhalten spätestens mit Beginn der weiterführenden Schule, also der fünften Klasse, ein eigenes Smartphone – und damit auch die Möglichkeit, WhatsApp-Klassenchats zu erstellen. Leider kommt es in vielen Klassen aber früher oder später zu Streit und Stress im Gruppenchat.

Teilhabe im Klassenchat

Kinder und Jugendliche haben aus unterschiedlichen Gründen Interesse an einem eigenen Klassenchat:

  • Soziale Positionierung: Im Klassenchat kann man sich selbst darstellen – als Klassenclown, als der Liebe oder die, die gern die Führung übernimmt.
  • Schulischer Austausch: Egal ob Hausaufgaben, die nächste Klassenarbeit oder Probleme die gemeinsam gelöst werden können – der Klassenchat bietet theoretisch die Möglichkeit, gemeinsam den Schulalltag zu bewältigen.
  • Gemeinschaft: Schulisches und Privates vermischt sich im Klassenchat häufig. So können private Treffen ausgemacht und gemeinsame Fotos können geteilt werden.

Probleme im Klassenchat erkennen und vermeiden

Warum kommt es zu Stress?

Probleme im Klassenchat können verschiedene Gründe haben:

  • Überforderung: Vermischen sich schulische und private Themen, kann es schnell zu unglaublich vielen Nachrichten kommen. Es wird vieles geteilt, was für die meisten Klassenkamerad*innen unwichtig oder uninteressant sein könnte. Die ständigen Benachrichtigungen lenken im Alltag stark ab und Kinder oft haben das Gefühl, dass sie jede Nachricht lesen oder darauf reagieren müssen.
  • Cybermobbing: Schwappt ein privater Streit vom in den Klassenchat, fühlen sich viele Mitschüler:innen dazu berufen, sich einzumischen. So kann Streit schnell eskalieren und sich im schlimmsten Fall zu Cybermobbing entwickeln.
  • Unangemessene Inhalte: In einer Klassengruppe können unerfahrene Kinder oftmals ohne Filter alles teilen, was sie möchten. Es kann sogar dazu kommen, dass Inhalte geteilt werden, die nicht für Kinder geeignet sind, Angst machen oder verstören – von gruseligen Kettenbriefen bis hin zu pornografischen Inhalten.
  • Fotos und Videos: Ob privates Treffen, Klassenfahrt oder private Fotos und Videos – diese sind mit wenigen Klicks erstellt und geteilt und können so auch ungefragt verbreitet werden. Häufig werden dann aus diesen Aufnahmen Sticker oder Gifs angefertigt, die sich unkontrolliert verbreiten.

Viele Schüler*innen sind über die negativen Punkte bewusst. Entweder, weil sie in Gesprächen schon aufgeklärt wurden oder weil sie selbst schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben. Aber Fehler passieren dennoch weiterhin. Bleiben Sie daher mit Ihrem Kind immer wieder im Gespräch und werfen Sie vielleicht ab und zu gemeinsam einen Blick in den Klassenchat.

Tipps für Eltern bei Klassenchats: So unterstützen Sie Ihr Kind

Viele Schüler*innen sind über die negativen Punkte bewusst. Entweder, weil sie in Gesprächen schon aufgeklärt wurden oder weil sie selbst schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben. Aber Fehler passieren dennoch weiterhin. Bleiben Sie daher mit Ihrem Kind immer wieder im Gespräch und werfen Sie vielleicht ab und zu gemeinsam einen Blick in den Klassenchat.

Trauriger Junge am Smartphone
  • Klassenchat Regeln: Kinder haben in der Schule Klassenregeln. Genauso sollte es auch Regeln für den Klassenchat geben.
    Hier ist die Unterstützung seitens der Schule besonders wichtig. Aus Erfahrung lässt sich sagen, dass Schulen es sehr begrüßen, wenn möglichst wenig Stress aus dem Klassenchat in den Schulalltag überschwappt. Gemeinsam mit der Klasse kann man eigene, individuelle Regeln erarbeiten. Einige Ideen finden Sie bei Handysektor oder Klicksafe.
  • Kommunikationsregeln in der Familie: Auch im Familienalltag kann es Sinn ergeben, Kommunikationsregeln aufzustellen. Dabei kann es darum gehen, wie man selbst im Netz mit anderen Umgeht, wie man sich selbst aber auch anderen helfen kann. Dazu finden Sie in diesem Blogbeitrag einige Tipps.
  • Bildschirmzeiten und technische Hilfsmittel: Sowohl Bildschirmfreie Zeiten als auch ein stummgeschaltetes Smartphone können Ihrem Kind viel Druck nehmen, dauerhaft erreichbar sein zu müssen. Sie sollen das das Smartphone im Alltag auch mal vergessen.
  • Offene Kommunikation in der Familie: Es ist wichtig, dass Ihr Kind weiß, dass es auf Sie zukommen kann, sollte es mal zu Problemen im Klassenchat kommen. Haben Sie ein offenes Ohr für die Probleme und versuchen Sie gemeinsam, nach Lösungen zu suchen.

Sie fragen sich, wann überhaupt der passende Zeitpunkt für das erste eigene Smartphone ist? Dieser Artikel kann Ihnen vielleicht weiterhelfen: Ab wann kann mein Kind ein Smartphone haben?

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Marleen Hahn

Marleen Hahn hat in ihrem Studium den Fokus auf die gesellschaftlichen Hintergründe digitaler Medien gelegt. Sie ist der Auffassung, dass digitale Medien große Chancen bieten, von und miteinander zu lernen – wenn man weiß, wie.

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