Laut einer Studie der Medienanstalt NRW haben schon 35% der deutschen Kinder und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren einen Porno gesehen. Die meisten von ihnen sogar schon im Alter zwischen 12 und 14 Jahren. Dabei suchten die befragten Jugendlichen nicht immer selbstständig nach pornografischen Inhalten. Einigen wurden die Inhalte auch unfreiwillig zugesendet oder gezeigt. Durch WhatsApp-Gruppen, Privatchats oder das Zeigen eines Videos im Schulbus oder Pausenhof kann fast jede oder jeder in Kontakt mit den Videos kommen.
In diesem Artikel sollen Sie einen Überblick darüber erhalten, warum sich Kinder und Jugendliche für Pornografie interessieren, welche Risiken der Konsum von Pornografie bei Minderjährigen haben kann aber auch was es aus rechtlicher Sicht zu beachten gilt.
Warum interessieren sich Kinder und Jugendliche für Pornografie?
Die Frage lässt sich einfach beantworten. Im Laufe der Pubertät (oder auch schon vorher), werden Themen wie die erste Liebe, das Verändern des Körpers und Sexualität immer wichtiger. Häufig werden diese Themen auch im Freundeskreis oder mit Klassenkamerad: innen besprochen. Wer hat schon einen Freund oder eine Freundin? Wer hat schon den ersten Kuss erlebt? Und wer kann sich schon vorstellen Sex zu haben?
Der Wunsch vieler ist es hier normal zu sein. Doch was ist eigentlich normal? Und wie funktioniert Sex überhaupt? Als Informationsquelle für solche Fragen gibt es natürlich das klassische Aufklärungsgespräch mit den Eltern. Doch das ist oft etwas peinlich und lässt einige detailliertere Fragen vielleicht auch unbeantwortet. Quellen wie das Internet können hier eine Alternative sein, um sich selbstständig zu informieren. Doch neben seriösen Quellen kann man hier auch auf irreführende Webseiten oder eben Pornografie stoßen.
Warum ist Pornografie nicht für Kinder und Jugendliche geeignet?
Auch wenn der Wunsch nach Aufklärung absolut verständlich und wichtig ist, sind pornografische Inhalte keine gute Informationsquelle. Da Sexualität hier oft auf extreme, teils gewalttätige Art und Weise gezeigt wird, können minderjährige Zuschauer:innen schnell verstört werden oder ein verschobenes Bild von Sexualität erhalten. Bestimmte Stellungen und Geräusche können als „normal“ gewertet werden. Dann kann das Gefühl entstehen, dass die gezeigten Sexualpraktiken von einem verlangt werden, auch wenn man sich selbst damit gar nicht richtig wohl fühlt.
Die bereits erwähnte Studie der Medienanstalt NRW kommt in diesem Zusammenhang zu einem erschreckenden Ergebnis. In der Studie gaben nur 33% der befragten Kinder und Jugendlichen an, dass sie Pornos als unrealistisch einstufen. Zudem werden insbesondere bei männlichen Befragten häufig Handlungen und Begriffe aus Pornos bei eigenen Sexting Nachrichten eingesetzt.
Dies zeigt, dass eine unreflektierte Rezeption von Pornografie durchaus einen Einfluss auf das eigene Sexualleben haben kann. Einen Einfluss auf das Alter beim ersten Mal hat Pornokonsum aber nicht. Tatsächlich ist das Durchschnittsalter in den letzten Jahren sogar angestiegen.
Dürfen pornografische Inhalte überhaupt weitergeleitet werden?
Es ist laut §184 im Strafgesetzbuch nicht erlaubt, Minderjährigen Pornografie zur Verfügung zu stellen. Das gilt natürlich auch für Webseitenbetreiber. Häufig wird diese Altersbeschränkung aber nur über eine einfache Abfrage à la „Bist du denn schon 18 Jahre alt?“ geregelt.
Besonders kritisch ist es, wenn Material versendet wird, bei dem es sich um Kinder- (§184b StGB) oder um Jugendpornografie (§184c StGB) handelt. Hier ist aus gesetzlicher Sicht bereits der Besitz strafbar und kann zu einer mehrjährigen Haftstrafe führen. Dies ist bereits dann relevant, wenn solche Inhalte über den WhatsApp Chat ihres Kindes zugeschickt und von dem Messenger automatisch in die Galerie heruntergeladen werden. In einem solchen Fall sollten die Inhalte auf keinen Fall weitergeleitet und die Polizei eingeschaltet werden.
Wie können Sie Ihr Kind schützen und aufklären?
Durch Jugendschutzeinstellungen an den Geräten Ihrer Kinder können viele nicht-jugendfreie Inhalte oder Webseiten gesperrt werden. Hier können Ratgeber, wie die Seite medien-kindersicher.de helfen.
Doch eine technische Sperre ist hier nicht ausreichend, denn wie bereits erwähnt, können Kinder und Jugendliche auch auf andere Art und Weise in den Kontakt mit pornografischen Inhalten kommen. Dann ist es wichtig, dass Ihr Kind differenzieren und diese Aufnahmen in den richtigen Kontext setzen kann. Zudem sollte Ihr Kind wissen, dass pornografische Inhalte auf keinen Fall an andere weitergeleitet werden sollten. Suchen Sie also das Gespräch mit Ihrem Kind.
Zudem können Sie Ihrem Kind hilfreiche Informationsquellen zur Verfügung stellen. In diesem Artikel von Handysektor kann Ihr Kind nachlesen, welche Do’s und Dont’s es beim Thema Aufklärung gibt. Doch auch in den Sozialen Medien finden sich seriöse Quellen, die Kinder und Jugendliche lebensweltnah, unterhaltsam aber zugleich seriös aufklären können. Einige Empfehlungen finden Sie in diesen Artikel von Handysektor. Hier wurden die besten Aufklärungskanäle bei Instagram und YouTube, aber auch auf TikTok, gesammelt.