Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige auch in Deutschland?

Kind mit Smartphone in der Hand und Social Media Logos

Ab dem 10. Dezember 2025 soll es in Australien ein Social Media Verbot für unter 16-Jährige geben. Damit sind sie aber nicht die Ersten. In Europa und im EU-Parlament werden auch ähnliche Forderungen gemacht. Eine Idee lautet:

  • Social Media für unter 13-Jährige komplett untersagen.
  • Social Media für unter 16 Jährige nur mit der Zustimmung der Eltern erlaubt.

Ähnlich wie in Australien, fehlt es allerdings auch hier an Mechanismen, um die Altersverifizierung einheitlich und besser zu regeln.
In diesem Beitrag erklären wir, was für oder gegen ein Verbot von Social Media spricht. Außerdem, wie der aktuellen Stand dazu in Deutschland und der EU ist.

Warum wird über ein Social-Media-Verbot diskutiert?

Soziale Medien haben nachweislich negative Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Außerdem ist mehr als jede:r vierte Jugendliche mediensuchtgefährdet und knapp 5 Prozent der 10-17 Jährigen gelten als abhängig. Auch Einsamkeit, ein verzerrtes Körperbild, verminderte Konzentrationsfähigkeit und Schlafprobleme gehören zu negativen Auswirkungen sozialer Medien. Dazu kommen noch Gefahren wie Cybermobbing und Cybergrooming
Wegen der genannten Gründen, fordern die Politik, Erziehungsberechtigte und pädagogisches Fachpersonal eine Altersbeschränkung für die Nutzung von Social Media. Dadurch sollen Kinder und Jugendliche vor schädlichen und expliziten Inhalten, manipulativer KI und süchtig machenden Algorithmen geschützt werden.

Welche Kritik gibt es?

Einige halten ein Verbot pädagogisch für wenig sinnvoll, denn dieses würde nicht dazu führen, dass Jugendliche einen gesunden Umgang mit digitalen Medien lernen. Stattdessen entmündige es Kinder und Jugendliche und widerspreche dem UN-Kinderrecht auf digitale Teilhabe und den Aufbau von Medienkompetenz. Ein pauschales Verbot würde jungen Menschen ebenso einen Ort der sozialen Interaktion und der Bildung entziehen
Anstelle eines Verbots fordern sie mehr Medienkompetenz und Medienerziehung in der Schule, um Kindern und Jugendlichen einen bewussten und sicheren Umgang mit Medien zu vermitteln. Das bedeutet aber auch, dass sie diese selbst ausprobieren und Erfahrungen mit ihnen machen können.

Mädchen im grauen Oberteil mit Smartphone.

Außerdem wird argumentiert, man müsse die Plattformen altersgerecht gestalten und regulieren – nicht die Kinder und Jugendlichen. Dazu zähle die Regulierung von Algorithmen, die Einschränkung von Infinite-Feeds (bei denen immer wieder neue Inhalte vorgeschlagen werden, sodass man endlos scrollen kann) und die Begrenzung von Benachrichtigungen.

Neben der Diskussion, ob ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche überhaupt eingeführt werden soll, scheitert es bisher noch an der technischen Umsetzung. Es gibt noch keine verlässliche Alterskontrolle sozialer Medien. In Australien beispielsweise vertrauen die Plattformen bisher auf die Selbstauskunft der Nutzenden, weshalb das Verbot leicht zu umgehen ist. Aber auch VPNs machen die Nutzung für Kinder und Jugendliche möglich.

Für eine Überprüfung der Altersbeschränkung in Deutschland oder in der EU kämen der Upload von Ausweisdokumenten oder eine KI zur Alterserkennung infrage. Beide Methoden sind jedoch aufgrund der Speicherung von (biometrischen) Daten umstritten

Aktueller Stand in Deutschland und der EU

Das EU-Parlament hat mit einem Initiativbericht die EU-Kommission dazu aufgefordert, einen konkreten Gesetzvorschlag für ein EU-weites Mindestalter für soziale Medien zu entwickeln. Die geforderte Regelung sieht ein Verbot von sozialen Medien für alle unter 13 Jahren vor. Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren sollen demnach nur mit Zustimmung oder Begleitung der Eltern Zugang zu diesen Netzwerken erhalten.
An den technischen Voraussetzungen für die Umsetzung einer solchen Altersbeschränkung arbeitet die EU bereits. Sie entwickelt eine Verifizierungs-App, die auf dem Smartphone installiert wird und über ein Ausweisdokument das Alter speichert und so gegebenenfalls Zugänge zu sozialen Medien blockiert. 

Seit Sommer 2025 erlaubt die EU den Mitgliedsstaaten, selbst Altersgrenzen festzulegen. Griechenland hat das direkt umgesetzt: dort wird seit Oktober 2025 eine nationale Altersverifikations-App eingesetzt, um ein Social-Media-Verbot bis 16 Jahren umzusetzen.

In Deutschland ist man sich noch uneinig über ein Verbot. Eine von der Bundesregierung eingesetzte Expert:innenkommission soll bis zum Herbst 2026 Empfehlungen für den Umgang mit sozialen Medien erarbeiten.

Wie machen es andere Länder?

In Australien sowie in Griechenland gilt ein Verbot von Social Media für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Australien setzt bei der Kontrolle jedoch ausschließlich auf die Selbstauskunft der Nutzenden. Dementsprechend kann das Verbot leicht umgangen werden. Australien verpflichtet allerdings die App-Betreiber bei der Altersüberprüfung „angemessene Maßnahmen“ zu ergreifenNeuseeland plant ebenfalls die Einführung eines Social-Media-Verbots am Vorbild Australiens.
Frankreich hingegen setzt auf ein Smartphone-Verbot an Schulen. Hier plädiert man für ein Social-Media-Verbot für unter 15-Jährige. 
Die EU-Kommission arbeitet währenddessen an einer App, die Ausweisdokumente speichern und somit Social-Media-Apps für Kinder und Jugendliche sperren soll. Griechenland testet eine ähnliche App und bald sollen Dänemark, Spanien, Italien und Belgien folgen.  

Fazit

Deutschland wäre somit nicht das einzige Land, das über ein Social-Media-Verbot diskutiert. Dennoch ist weiterhin unklar, wie ein solches Verbot rechtlich und technisch umgesetzt werden könnte.
Die Altersverifikations-App Griechenlands befindet sich noch im Test, könnte aber als Vorlage für eine deutsche oder europäische Lösung dienen. 
Rechtlich bleibt die Frage, inwieweit ein Verbot Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten, manipulativen Algorithmen und anderen Gefahren schützen und inwieweit es ihre digitale Teilhabe einschränken würde.

Mutter und Vater mit Mädchen und Junge am Tablet.

Das können Eltern tun:

Logo von Medien-kindersicher

Eltern können selbst technische Schutzmaßnahmen ergreifen, um Ihre Kinder im Netz zu schützen. Bspw. lassen sich in vielen Social-Media-Apps Kinderkonten erstellen. Diese können mit dem Elternkonto verbunden werden. Eltern erhalten so die Möglichkeit, den Medienkonsum zu beobachten und Inhalte, Nachrichten oder Kommentare zu filtern. 
So können Sie Ihr Kind schützen, ohne Ausweisdokumente teilen zu müssen. 

Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen erhalten Sie unter: medien-kindersicher.de 

Quellen:

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Tokjona Tusha

Tokjona hat ihren Master in Medien und Kommunikation an der Universität Passau mit einem Schwerpunkt in Medienpädagogik und Mediendidaktik abgeschlossen. Während ihres Studiums hat sie sich mit digitalen Lehr-Lern Konzepten sowie der Medienkompetenz von Lehrkräften und Schüler:innen auseinandergesetzt. In ihrer Abschlussarbeit hat sie die Bildungsungerechtigkeit während der Covid-19-Pandemie aus medienpädagogischer und bildungspolitischer Perspektive untersucht.

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