Digitale Spiele im Unterricht

Lehrer im Klassenzimmer

Digitale Spiele im Unterricht und weshalb sich der Einsatz lohnt:

Zocken – das klingt für viele erst einmal nach Freizeit und Spaß. Doch digitale Spiele können viel mehr: Sie fördern wichtige Kompetenzen, machen komplexe Inhalte erlebbar und sprechen Schüler:innen auf eine Weise an, die traditionelle Unterrichtsformen oft nicht erreichen.

Aber was genau sind digitale Spiele eigentlich? Warum werden sie im Schulalltag noch so selten genutzt? Und was bringt ihr Einsatz im Unterricht konkret?

Was sind digitale Spiele?

Digitale Spiele sind Anwendungen, die auf Geräten wie Computern, Tablets oder Konsolen gespielt werden. Sie folgen festen Regeln, haben klare Ziele und fordern aktives Handeln von den Spieler:innen. Dabei gibt es verschiedene Spielarten:

  • Spiele, die speziell für das Lernen entwickelt wurden (Serious Games),
  • und Spiele aus dem Freizeitbereich, die mit pädagogischer Rahmung ebenfalls sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können – wie zum Beispiel MinecraftValiant Hearts oder Fortnite. 

Die Spieler:innen treffen Entscheidungen, lösen Aufgaben oder erleben Geschichten. Dadurch wird Lernen interaktiv, motivierend und nachhaltig.

Warum digitale Spiele im Unterricht selten genutzt werden

Trotz ihrer Potenziale finden digitale Spiele im Unterricht bislang nur selten Anwendung. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Vorurteile gegenüber Spielen:
Digitale Spiele gelten oft ausschließlich als Unterhaltung – ihr pädagogisches Potenzial wird unterschätzt.

Unsicherheit im Umgang:
Viele Lehrer:innen fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet, Spiele sinnvoll in den Unterricht einzubinden.

Zeitdruck und enge Lehrpläne:
Neue Methoden erfordern Zeit – und die fehlt oft im schulischen Alltag.

Fehlende technische Ausstattung:
Nicht alle Schulen verfügen über geeignete Geräte, stabile Netzwerke oder ausreichend digitale Infrastruktur.

Diese Herausforderungen sind real – aber sie lassen sich überwinden. Denn der Mehrwert digitaler Spiele für den Unterricht ist groß.

Junge sitzt vor PC und trägt Kopfhörer.

Welche Kompetenzen durch digitale Spiele gefördert werden

Digitale Spiele ermöglichen eine Vielzahl an Lernerfahrungen und fördern wichtige Schlüsselkompetenzen:

Drei Mädchen sitzen vor einem Laptop.

Kooperation und Kommunikation:
Viele Spiele verlangen Teamarbeit und gemeinsames Problemlösen.

Kritisches Denken und Perspektivwechsel:
Spieler:innen reflektieren Situationen, erleben andere Sichtweisen und treffen bewusste Entscheidungen.

Problemlösekompetenz und strategisches Denken:
Spiele stellen Aufgaben, die kreatives Denken, Analyse und Planung erfordern.

Digitale Medienkompetenz:
Der Umgang mit interaktiven Spielwelten schärft den kritischen Blick auf digitale Inhalte und Prozesse.

Motivation und Engagement:
Spieltypische Elemente wie Feedback, Ziele oder Herausforderungen regen zur aktiven Auseinandersetzung mit Inhalten an.

Wie digitale Spiele das Lernen fördern

Digitale Spiele greifen zentrale didaktische Prinzipien auf, die Lernen nachhaltig gestalten:

Immersion:
Spieler:innen tauchen tief in die Spielwelt ein – das fördert Konzentration und vertieftes Verständnis.

Experiential Learning (Lernen durch Erfahrung):
Spielinhalte werden durch Handeln erschlossen, nicht nur durch Lesen oder Zuhören.

Just-in-time Learning:
Informationen werden genau dann vermittelt, wenn sie gebraucht werden – situativ und kontextbezogen.

Mädchen nutzt eine VR-Brille.

Scaffolding (Lernen mit Unterstützung):
Das Spiel passt Hilfen an das Können der Spieler:innen an – eine Form der individuellen Lernbegleitung.

Direktes Feedback:
Entscheidungen und Handlungen haben sofort erkennbare Folgen – das stärkt Selbstwirksamkeit.

Soziales Lernen durch Beobachtung:
In Spielen wie Fortnite können Schüler:innen die Fortschritte anderer beobachten, Strategien übernehmen und daraus lernen. Dieses Prinzip des „Lernens am Modell“ motiviert, fördert Reflexion und unterstützt gemeinsames Lernen – auch ohne direkten Unterrichtseingriff.

Damit digitale Spiele im Unterricht wirksam sind, braucht es eine pädagogische Rahmung: Austausch, Reflexion und die gezielte Einbettung in didaktische Konzepte.

Weitere Unterstützung und Materialien

Wer digitale Spiele im Unterricht einsetzen möchte, muss nicht bei null anfangen. Die Plattform games-im-unterricht.de der Medienanstalt für Baden-Württemberg bietet eine Vielzahl an Unterrichtskonzepten für verschiedene Fächer und Jahrgangsstufen – mit konkreten Spielbeispielen, Lernzielen und didaktischen Hinweisen. Ein idealer Einstieg für Lehrer:innen, die neue Wege gehen möchten.

Fazit

Digitale Spiele sind keine Spielerei – sondern eine zeitgemäße Ergänzung zum Unterricht. Sie eröffnen neue Zugänge zu Wissen, fördern vielfältige Kompetenzen und schaffen Räume für aktives, motiviertes Lernen. Wer sich auf sie einlässt, gestaltet modernen Unterricht – und trifft Schüler:innen dort, wo sie bereits sind: in der digitalen Welt.

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Picture of Ann-Kathrin Engelke

Ann-Kathrin Engelke

Ann-Kathrin Engelke hat Kultur- und Medienbildung im Bachelor studiert und sich dabei intensiv mit digitalen Spielen im pädagogischen Kontext beschäftigt. Sie möchte auf die Potenziale digitaler Spiele aufmerksam machen und gängige Vorurteile abbauen. Zudem ist ihr eine bessere Kommunikation mit und über Medien – auch im Dialog zwischen den Generationen - wichtig.

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