
Smartphones, soziale Netzwerke und Messenger sind Werkzeuge, die helfen, Bedürfnisse zu erfüllen.
Jugendliche machen beim Aufwachsen Entwicklungsaufgaben durch. Digitale Medien helfen ihnen dabei:
- Selbst: Sich selbst kennenlernen und herausfinden, wie andere einen sehen.
- Körper: Veränderungen des Körpers und Aussehens akzeptieren.
- Rolle: Verhalten aneignen, das in unserer Gesellschaft zur eigenen Rolle gehört.
- Werte: Eine eigene Weltanschauung entwickeln.
- Peers: Freundeskreis aufbauen.
- Ablösung: Von Eltern unabhängig werden.
- Beziehung: Beziehung zu Freund/in aufnehmen.
Kommunikation
Jugendliche nutzen Smartphones und Apps im Alltag zur Kommunikation:
- Mit Freunden und Familie in Kontakt bleiben
- Teilhabe: zu Freundeskreis etc. dazugehören
- Beste Freunde am Alltag teilhaben lassen
Der Hauptkanal ist dabei WhatsApp.

Der Einstieg fällt nicht immer leicht
WhatsApp ist die App, mit der die jungen Smartphone-Nutzer meist zuerst in Kontakt kommen. Diese völlig neue Art zu kommunizieren bringt einige Probleme mit sich: Missverständnisse und Streit bis hin zum Cybermobbing, fehlende Kenntnis der Netiquette (= digitale Umgangsformen) und Überforderung mit teilweise hunderten Nachrichten am Tag
Die meisten problematischen Vorgänge finden in der Klassengruppe statt. Diese sind als Zeichen der Zusammengehörigkeit einer Klasse mittlerweile normaler Teil des Schulllebens.
Kettenbriefe
Kettenbriefe in WhatsApp reichen von harmlos bis verstörend. Gerade solche, die vor schlimmen Folgen bei Nichtweiterleitung warnen, sind besonders problematisch. Unsere Tipps:
- Sorgen ernst nehmen
- Vor gefährlichen Links warnen (Stichwort: Kostenfallen)
- In Klasse ansprechen, da meist in diesem Rahmen weitergeleitet wird

FOMO: Fear of Missing Out
FOMO = Fear of Missing Out ist die Angst, etwas zu verpassen. Sie lenkt beim Lernen ab oder beschäftigt Kinder auch noch spät abends, wenn sie eigentlich schon längst schlafen sollten. Der Druck, ständig erreichbar zu sein, wird verstärkt, wenn täglich hunderte Nachrichten in der Klassengruppe ankommen. Unser Tipp: Klassenregeln für die WhatsApp-Klassengruppe aufstellen! (Was wird gesendet? Wie gehen wir miteinander um? …).
Cybermobbing
Auch Cybermobbing findet insbesondere in Klassengruppen statt. Beleidigungen, Gerüchte oder peinliche Fotos verbreiten sich auf dem digitalen Weg schnell und können Betroffene verletzen.
Hier hilft Prävention:
- Gemeinschaftsgefühl der Klasse stärken
- Mobbing regelmäßig thematisieren
- Ansprechen ermöglichen (Hemmschwellen in Schule und Zuhause reduzieren)
- ‚No Blame Approach‘ zur Lösung von Mobbingfällen
Intime Bilder und Videos
Intime Bilder und Videos können auch Teil von Kommunikation sein, bieten aber ein besonderes Potential missbraucht zu werden. Sie reichen vom leicht bekleideten Strandfoto bis zum Sexting (engl. = Sex + Texting). Beim Versenden besonders intimer Aufnahme gilt große Vorsicht. Unsere Tipps:
- Versenden ist ein sehr großer Vertrauensbeweis (nicht unter Druck setzen lassen)
- Empfangenes Material darf niemals weitergeleitet werden, da in vielen Fällen Strafen drohen
- Erhalten Jugendliche Aufnahmen, die ihnen unangenehm sind, sollten sie wissen, welche Vertrauensperson sie (straflos!) aufsuchen können.

Selbstdarstellung
In der Pubertät fühlen Teenager Kontrollverluste (der Körper verändert sich, das Verhältnis zur Familie ebenso). Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken wie Instagram gibt ihnen ein Gefühl von Kontrolle darüber, wie sie auf andere wirken. Die Nutzung von Social Media erlaubt es ihnen:
- Eindrücke von anderen Nutzer*innen zu bekommen, an denen sie sich orientieren können.
- Sich selbst auszuprobieren und einfach in andere Rollen zu schlüpfen
- Zu testen, wie ihre Dastellung bei anderen ankommt und ihr Selbstwertgefühl durch Bestätigung von anderen zu steigern

Alles öffentlich?
In TikTok und Instagram steht die Selbstdarstellung im Mittelpunkt. Jugendliche wollen sich von ihrer „Schokoladenseite“ zeigen. Manche versuchen sich durch Posen oder Freizügigkeit besonders in Szene zu setzen, was durch den Druck der Beurteilung von außen gefördert wird.

Richtige Privatsphäre-Einstellungen
Die richtigen Privatsphäre-Einstellungen sind eine wichtige Grundlage. Denn Bilder verraten viel: Mit wem verbringe ich meine Freizeit? Welche Hobbys habe ich? Wo halte ich mich auf? Standardmäßig sind Bilder in Instagram öffentlich. Mit dem ‚privaten‘ Konto bekommen nur noch Freunde Einblick. Einstellungen gibt es auch für andere Apps (z. B. Tik Tok, Snapchat).
Mediale Vorbilder
Die Stars der Generation Online findet man im Netz – insbesondere YouTube bietet jungen Talenten eine Plattform, um ein großes Publikum zu erreichen.
Auch in Instagram gibt es ‚Influencer‘ (=Beeinflusser), die ihr vermeintlich makelloses Jetset-Leben zeigen.

Der Vergleich mit Vorbildern
Der Vergleich mit Vorbildern im Netz kann negative Auswirkungen auf das eigene Selbst- und Körperbild haben, da das vorgelebte Ideal der Selbstdarstellung nie erreicht werden kann. Unsere Tipps:
- Jugendlichen den Unterschied zwischen Inszenierung in Medien und Realität klar machen
- Verständnis zeigen: Jugendliche suchen Vorbilder und ein Bedürfnis nach Anerkennung ist normal
- Wird es problematisch: Grenzen setzen
Stars in YouTube betreiben Kanäle zu Themen wie Comedy, Videospiele, Beauty und vielen anderen mehr. Mit ihren Kanälen erreichen sie teilweise mehrere Millionen Zuschauer.
Werbung und versteckte Gewinninteressen
Versteckte Gewinninteressen sind nicht selten Teil von YouTube, denn dort lässt sich sehr viel Geld verdienen. Unternehmen wollen bei der jungen Zielgruppe präsent sein, weswegen YouTuber häufig Angebote für Produktplatzierungen erhalten. Einige vertreiben auch eigene Produkte oder zeigen vor ihren Videos Werbeclips. Unsere Tipps:
- Aufklärung über Medienrealität – Was ist Unterhaltung, was ist Werbung, was ist real?
- Anlaufstelle sein und auf Probleme nicht vorwurfsvoll reagieren
Digitale Welt in der Familie
Was kann ich meinen Kindern erlauben?
Allgemeine Geschäftsbedingungen und die Vorgaben durch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) lösen meist eher Verwirrung aus, als zu helfen. Bei der Einschätzung des richtigen Einstiegsalters einer App empfehlen wir daher die Bewertung der USK.

Welche technischen Hilfsmittel gibt es?
Anleitungen zu Jugendschutzeinstellungen in Apps und an Geräten finden Sie auf www.medien-kindersicher.de.
Wichtig:
Technische Schutzmaßnahmen sollten immer ein Zusatz zur Medienerziehung sein und nicht als einzige Maßnahme eingesetzt werden.